EuProGigant – österreichisch-deutsches Leitprojekt für GAIA-X gestartet

26.07.2021

Zusammen mit den Partnern der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH und der Pilotfabrik Industrie 4.0 TU Wien hat das PTW TU Darmstadt im April 2020 ein österreichisch-deutsches Projektvorhaben zur Ausschreibung „Smarte Nutzung von Daten für die Produktion“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erarbeitet. Zeitgleich entwickelte sich auf europäischer Ebene die Idee einer gemeinsamen Dateninfrastruktur auf Basis des europäischen Rechtsrahmens namens GAIA-X. Daraus entstand die Leitidee für ein europäisches Produktionsgiganet (Projektakronym EuProGigant), welches die Fähigkeit besitzt alle Partner im Netzwerk sicher zu vernetzen und Funktionalitäten zur automatisierten Erkennung und Abwendung von Krisensituationen für ein Wertschöpfungsökosystem bereitstellt. Im Projekttitel heißt es: „Europäisches Produktionsgiganet zur kalamitätsmindernden Selbst-Orchestrierung von Wertschöpfungs- und Lernökosystemen“.

Das Projekt wird einen funktionsfähigen Demonstrator für GAIA-X für die Domäne Industrie mit Fokus auf Produktion entwickeln. Im Konsortium haben sich insgesamt 16 Partner aus Wissenschaft und Industrie zusammengeschlossen und konnten sich als einziges gefördertes Projekt im Förderwettbewerb durchsetzen. Der Projektstart war am 1. März 2021. Die Projektlaufzeit beträgt vier Jahre.

Das Ziel ist die Schaffung eines standortübergreifenden digital vernetzten Produktionsökosystems mit resilienter datengetriebener und nachhaltiger Wertschöpfung. Die erste Kerninnovation ist der Aufbau einer europäischen Wissensdatenbank als dezentrale Plattform zur langfristigen sicheren und souveränen ganzheitlichen Datenhaltung in der Cloud. Letzteres ist die zweite Kerninnovation. Über eine standardisierte vertikale Integration mittels industrieller Schnittstellen können Maschinen, Roboter, Werkzeug- und Spannsysteme, Edge-Devices, On-Premise-Lösungen an die Daten-Infrastruktur angebunden werden. Die Einbindung von Systemen zur Geschäftsressourcenplanung (Enterprise Resource Planning, ERP) und Produktionszeitsystemen (Manufacturing Execution System, MES) ist zentral. Über die horizontale Integration werden Unternehmensbereiche sowohl datendurchgängig und standort- als auch länderübergreifend zu einem Wertschöpfungsökosystem verknüpft. Die kalamitätsmindernden Effekte und die Resilienz werden in der dritten Kerninnovation durch die horizontale Betrachtung von Unternehmensverbindungen als kaskadierte Regelkreise mittels Methoden der Systemtheorie und Regelungstechnik erzielt. Die Partnerstruktur zeichnet sich durch die geförderte Beteiligung des European Institute of Innovation and Technology (EIT) der Fachrichtung Manufacturing aus. Mit Sitz in Darmstadt und Wien trägt das EIT zur Wissensaufbereitung und -verbreitung im europäischen Länder Raum bei.

Der Nutzen liegt in der Demonstration und Skalierbarkeit von Vernetzungslösungen für die Industrie zur Schaffung von Datenräumen, in denen bspw. neue digitale Geschäftsmodelle auf Grundlage von Daten und digitalen Services in der Breite realisiert werden.

Ihr Ansprechpartner am PTW

Markus Weber M. Sc.