Projektstart ETA im Bestand: wie Energieeffizienzpotenziale im Industriebestand gehoben werden können

29.01.2021

Nur mit einer flächendeckenden Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen kann die Energiewende gelingen. Daher werden im Projekt „ETA im Bestand“, koordiniert vom PTW der TU Darmstadt, technische und methodische Lösungen entwickelt, mit welchen Energieeffizienzpotenziale im Industriebestand erschlossen werden können.

Die bisherigen Untersuchungen in Industrieprojekten am PTW zeigen, dass durch den Transfer von Energieeffizienzmaßnahmen in den Industriebestand signifikante Energieeinsparpotenziale gehoben werden können – je nach Anwendungsfall und Systemgrenze zwischen 25 bis 40 % des Gesamtenergiebedarfs. Jedoch ist der Maßnahmentransfer mit einer hohen Komplexität sowie vielen technischen und organisatorischen Hürden verbunden. Im regulären Betrieb ohne externe Begleitung werden daher meist nur die „Low Hanging Fruits“ zur Steigerung der Energieeffizienz ausgeschöpft. Eine flächendeckende Ausschöpfung auch der komplexen, systemischen Energieeffizienzpotenziale im deutschen Industriebestand ist jedoch unbedingt erforderlich, um die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung erreichen zu können.

Vor diesem Hintergrund sollen im Verbundvorhaben „ETA im Bestand“ Lösungen entwickelt werden, welche eine schnelle, flächendeckende und wirtschaftliche Verbreitung von Energieeffizienztechnologien in der deutschen Industrielandschaft ermöglichen.

Das Projekt ist in sechs vernetzte Teilprojekte untergliedert (siehe Bild 1). In den Teilprojekten (TP) 1, 2, 3 werden Energieeffizienzsteigerungen auf Ebene der Produktionsmaschinen erarbeitet. In TP 1 soll die Entwicklung nachrüstfähiger Lösungen zur energiebedarfsminierten Zerspanung erfolgen. TP 2 adressiert die Reduktion des Energiebedarfs bei der wässrigen Bauteilreinigung durch ein ganzheitliches Thermomanagement auf Maschinenebene. In TP 3 werden Energieeffizienzsteigerungen bei der Wärmebehandlung durch Weiterentwicklung der Prozessabgasverbrennung, verbessertes Ofendesign sowie Feldstudien realisiert. In TP 4 sind eine Typisierung industrieller Bestandsgebäude und möglicher energetischer Sanierungsmaßnahmen, die Untersuchung gebäudeseitiger Klimatisierungs- und Abwärmenutzungskonzepte, sowie die Entwicklung und Erprobung modularer baulicher Versorgungs- und Klimatisierungskomponenten geplant. Eine zentrale Rolle für die Vernetzung aller Themenbereiche stellt das TP 5 dar. Inhalt von TP 5 ist die Entwicklung anwenderorientierter Energieeffizienzwerkzeuge zur Unterstützung bei der technischen Planung von Energieeffizienzmaßnahmen. Die Werkzeuge sollen die Analyse des Status Quo hinsichtlich energetisch relevanter Prozessinformationen und Energieflüsse in Bestandsfabriken, die Abschätzung und Bewertung technischer Potenziale zur Energieeffizienzsteigerung sowie die Erstellung und Bewertung möglicher Technikkonzepte für die Umsetzung erleichtern. Im Rahmen von TP 6 erfolgt die Anwendung der entwickelten Werkzeuge anhand realer Fallbeispiele aus der Industrie sowie am Forschungsdemonstrator ETA-Fabrik.

Das Projekt startete im November mit einer geplanten Laufzeit von drei Jahren. Die Förderung erfolgt im Rahmen des siebten Energieforschungsprogramms der Bundesregierung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Die Betreuung des Projekts erfolgt durch den Projektträger Jülich (PTJ).